Untersuchung zentraler Schmerzverarbeitungsstörung

Periphere und zentrale Sensibilisierungsprozesse sind wichtige Faktoren bei der Entstehung chronischer Schmerzen. Bei gesunden schmerzfreien Menschen ist das zentrale Nervensystem in der Lage die Intensität wiederholt eintreffender Schmerzreize durch endogene Schmerzhemmung und zentrale Modulation herunter zu regeln. Ein Synonym für die Schmerzadaptation oder Schmerzgewöhnung ist die Habituation. In schmerzmedizinischen Untersuchungen wurde bisher das individuelle subjektive Schmerzrating anhand visueller oder analoger Schmerzskalen erfasst, um Habituationsprozesse sichtbar zu machen.

Ein neuer wissenschaftlicher Ansatz ist die Induktion zentraler Habituation durch repetitive schmerzhafte Laserstimulation bei simultaner Aufzeichnung Laser-evozierter Potentiale; es lässt sich bei allen gesunden Probanden eine elektrophysiologische Habituation im Sinne einer reduzierten Schmerzwahrnehmung und einer reduzierten LEP-Amplitude auslösen. Dieses Habituationsphänomen betrifft beide Hemisphären und beeinflusst die Ableitung unterschiedlicher Nervenfaserklassen, was sich in einer reduzierten Potentialamplitude äußert.

Bei Patienten mit nozizeptiven und neuropathischen Schmerzsyndromen ist die LEP-Habituation im Vergleich zu gesunden Kontrollen deutlich reduziert, als Hinweis auf eine veränderte zentrale Schmerzverarbeitung. Insbesondere zentrale Sensibilisierungsprozesse scheinen eine wichtige Rolle zu spielen und wirken der physiologischen LEP-Habituation entgegen.

Abbildung 3

Abbildung 3: Zeitverlauf der LEP-Habituation bei Patienten und Kontrollen sowie Patienten mit und ohne Zeichen zentraler Sensibilisierung.

In aktuellen Projekten wird untersucht, in wieweit die Messung der LEP-Habituation als diagnostisches Instrument zur Detektion veränderter zentraler Schmerzverarbeitung genutzt werden kann. Der Nachweis einer pathologischen zentralen Schmerzverarbeitung könnte zukünftig Therapieentscheidungen hinsichtlich zentral-wirksamer Analgetika beeinflussen und Therapieerfolge bei Wiederherstellung einer physiologischen LEP-Habituation abbilden.

 

Arbeitsgruppen der Neurologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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